Freunde und Wegbegleiter Rizals

Büste Prof. Otto Becker im Rizal-Park Wilhelmsfeld

Prof. Otto Becker 1828 – 1890 

1886 setzte Josè Rizal seine Ausbildung an der Universitätsaugenklinik  Heidelberg fort. Der berühmte Physiologe und Naturforscher Hermann von Helmholtz hatte 1850 in Königsberg den Augenspiegel erfunden, einen Ruf nach Heidelberg erhalten und hier der modernen Ophthalmologie zum Durchbruch verholfen.

Prof. Otto Becker, der sich bleibende Verdienste um die damals noch nicht übliche wissenschaftliche Begleitung von Blindenschulen erworben hat, wurde Rizals Lehrer. Becker ist es zu verdanken, dass seit dieser Zeit die Heidelberger Augenklinik als einzige der Welt über lückenlose Langzeitbeobachtungen zum Thema Blindheit verfügt. Von Becker lernte Rizal eine Operationstechnik, die er später auch bei seiner fast erblindeten Mutter erfolgreich angewandt hat.

Büste Pfarrer Karl Ullmer im Rizal-Park Wilhelmsfeld

Pfarrer Karl Ullmer 1842 – 1910

In Wilhelmsfeld fand Rizal im April 1886 in Pfarrer Karl Ullmer einen gleichgesinnten Gesprächspartner und Gastgeber. Ullmer, den Idealen der deutschen Revolution von 1848 verpflichtet, war weltoffen, ökumenisch eingestellt, humanistisch erzogen und künstlerisch begabt. In intensivem Austausch mit Ullmer erschloss sich Rizal die Gedankenwelt Schillers, der vor allem in seinem Drama „Wilhelm Tell“ für die Befreiung des Menschen von Unterdrückung und Demütigung eintritt. Rizal übersetzte das Werk ins Tagalog. Die geistige Freiheit des Menschen ist wie in Schillers „Wilhelm Tell“ das Leitmotiv in Rizals Roman „Noli me tangere“ (Rühre mich nicht an). In gewolltem Widerspruch zu diesem Titel geißelt Rizal die Missstände auf den Philippinen, über die spanische Kolonialherrschaft schweigend hinwegsah. Im Pfarrhaus wurde Rizal wie ein Familienmitglied aufgenommen. Er fand dort die Ruhe, letzte Kapitel seines großen sozialkritischen Romans zu vollenden. Briefe und Zeichnungen deuten auf eine glückliche Zeit in Wilhelmsfeld hin.

Büste Prof. Ferdinand Blumentritt im Rizal-Park Wilhelmsfeld

Prof. Ferdinand Blumentritt   1853 – 1913

Rizal suchte Kontakt zu dem im böhmischen Leitmeritz (heute Tschechien) lebenden Ferdinand Blumentritt, der sich mit seinen Forschungen über die Philippinen internationale Anerkennung erworben hatte. Aus einer kurzen Begegnung erwuchs eine lebenslange Freundschaft, dokumentiert in einem umfangreichen brieflichen Gedankenaustausch. Rizal war Blumentritt so sehr verbunden, dass er ihm noch am Vorabend seiner Hinrichtung in deutscher Sprache schrieb:

„Mein lieber Bruder, wenn Du diesen Brief erhalten hast, bin ich schon todt. Morgen um 7 Uhr werde ich erschossen werden, bin aber unschuldig des Verbrechens der Rebellion. Ich sterbe gewissensruhig. Lebe wohl, mein bester Freund und denke nie übel von mir“.

Blumentritt hat mit großer Hingabe nach Rizals Tod alles unternommen, dessen Reformideen zum Durchbruch zu verhelfen.

Büste Prof. Rudolf Virchow im Rizal-Park Wilhelmsfeld

Prof. Rudolf Virchow   1821 – 1902

In Berlin traf Rizal den seinerzeit bedeutendsten Mediziner Europas: Rudolf Virchow. Der Begründer der Zellularpathologie genoss auch als Anthropologe, Prähistoriker und Völkerkundler höchstes Ansehen und engagierte sich außerdem politisch als liberaler Abgeordneter im Deutschen Reichstag.
Ihn zeichnete beharrliche Arbeit, gewissenhafte Forschung und unermüdlicher Fleiß aus.

Er erkannte Rizals Genie, machte ihn zum Mitglied der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte und förderte ihn auf allen Gebieten.
Selbst unter den erschwerten Umständen der Verbannung nach Dapitan gelang es Rizal, vieles von dem umzusetzen, was er von diesem Mentor gelernt hatte: moderne Hygiene, Wasser- und Abwasserversorgung, schulische Erziehung und Weiterbildung.