Über 60 Jahre Beziehungen zwischen Wilhelmsfeld und den Philippinen

Als der 100. Geburtstag Rizals im Jahre 1961 näher rückte, suchte Frau Dr. Paz P. Mendez, Erziehungswissenschaftlerin, Historikerin und Ehefrau des damaligen philippinischen Botschafters in Paris, Ende der 1950er Jahre auch nach Spuren Rizals in Heidelberg und Wilhelmsfeld, die beide aus Rizals ausgedehnter Korrespondenz bekannt waren.

Leider blieben ihre Nachforschungen in Wilhelmsfeld, wohin sie 1959 gekommen war, erfolglos. Durch Zufall fiel ein Brief von Frau Mendez in die Hände des damaligen evangelischen Pfarrers von Wilhelmsfeld, Pfarrer Gottlob Weber, der sich sofort an einen Besuch einige Jahre zuvor erinnerte, bei dem ihm der hochbetagte und inzwischen verstorbene Sohn von Pfarrer Karl Ullmer, Dr. Fritz Ullmer, über seine Jugend im Pfarrhaus und auch über einen jungen philippinischen Gast im Pfarrhaus im Jahre 1886 berichtet hatte.

Pfarrer Weber nahm sofort Kontakt mit Frau Mendez auf, machte die Nachkommen von Dr. Ullmer in Heidelberg ausfindig, nahm mit ihnen Kontakt auf, berichtete Frau Mendez davon und lud sie nach Wilhelmsfeld ein.

An diesem Tag war, wie Frau Mendez in ihrem Buch „Adventures in Rizaliana“ („Abenteuer mit Rizal“) über die Ereignisse damals schrieb, ,,Rizal nach Wilhelmsfeld zurückgekehrt“.

04. Januar 1960

Mit   der   Enthüllung  einer  Gedenktafel  für  den philippinischen Nationalhelden Dr. Jose Rizal am evangelischen Pfarrhaus am 4. Januar 1960 durch Frau Dr. Paz P. Mendez, Pädagogin, Historikerin und Gattin des damaligen philippinischen Botschafters in Paris, begannen die Beziehungen zwischen Wilhelmsfeld und den Philippinen.

Juni 1961

Im Juni 1961 wurde auch in Wilhelmsfeld das 100jährige Jubiläum des Rizal-Geburtstags mit einer festlichen Gedenkfeier am Pfarrhaus in Anwesenheit des philippinischen Botschafters Ingles und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung Wilhelmsfelds und mit einer Feier mit Festvortrag an der Universität Heidelberg begangen und Rizals gedacht.

Juni 1964

Im Juni 1964 wurde die am Pfarrhaus vorbeiführende „Bachstraße“ auf Initiative von Gemeinderat Georg Bauder  durch  Beschluss des Gemeinderats in „Jose-Rizal-Straße“ umbenannt und das neue Straßenschild feierlich eingeweiht.

September 1964

Im September 1964 wurde der Sandsteinbrunnen aus dem Pfarrhof, aus dem Rizal 1886 getrunken hatte, auf Anregung des Journalisten und Künstlers Gene Cabrera und durch tatkräftige Unterstützung von Pfarrer Weber nach Manila verabschiedet. Dort wurde der Brunnen am 30. Dezember 1964, Rizals Todestag und philippinischer Nationalfeiertag, feierlich im Rizal-Park (früher Luneta-Park) aufgestellt und dem philippinischen Volk als Geschenk Wilhelmsfelds übergeben und eingeweiht. Er befindet sich unweit der Stelle, wo das große Rizal-Denkmal steht, das an Rizals Märtyrertod für sein Volk erinnert.

1975 bis September 1978

Als Franz Josef Weyand aus Mainz, der Vorsitzende der „Deutsch­ philippinischen Vereinigung“, den Vorschlag machte, ein Rizal-Denkmal in Wilhelmsfeld zu errichten, nahmen der damalige Bürgermeister Manfred Holtzmann und der Gemeinderat diese Anregung auf, stellten das Gelände zur Errichtung eines „Rizal-Parks“ zur Verfügung und übernahmen die baulichen Maßnahmen einer Anlage mit einem Wasserbecken, in dem Betonquader die 7000 Inseln der Philippinen symbolisieren.

Im September 1978 konnte dann in Anwesenheit von Botschafter Abad und Frau Rita Weyand der Rizal­ Park mit der überlebensgroßen Bronzestatue Jose Rizals, geschaffen vom philippinischen Künstler Prof. A. Caedo und bezahlt durch die Spenden der vielen Mitglieder der deutsch-philippinischen Vereinigung, der         damals überwiegend Krankenschwestern angehörten, während einer großen Feier eingeweiht werden. Diese Statue ist die einzige große Statue von Rizal außerhalb der Philippinen.

19. bis 21. Mai 1995

An diesen Tagen fand in Wilhelmsfeld in der Odenwaldhalle und in Heidelberg die 6. Internationale Vollversammlung der Knights of Rizal mit einem umfangreichen Rahmenprogramm sowie einem Empfang und einem Feuerwerk auf dem Heidelberger Schloss statt.

Oktober 1995

Besuch der ehemaligen Präsidentin der Philippinen, Frau Corazon Aquino in Wilhelmsfeld.

Juni 1998

Im Juni 1998 feierten die Philippinen in Anwesenheit von vielen hochgestellten Persönlichkeiten aus Deutschland und den Philippinen die 100jährige Unabhängigkeit von spanischer Kolonialherrschaft mit mehreren Veranstaltungen in Wilhelmsfeld und Heidelberg. Im Zuge dieser Feiern wurde der Pfad am Rizal-Park in „Karl-Ullmer-Weg“ benannt.

Juni 2003

Im Juni 2003 konnte der Rizal-Park dank der Initiative des Karl-Ullmer-Urenkels Dr. Fritz Hack, um vier Sandsteinstelen mit den Büsten von Förderern und Weggefährten Jose Rizals in Deutschland (Prof. O. Becker, Prof. R. Virchow, Prof. F. Blumentritt und Pfarrer K. Ullmer), geschaffen von dem tschechischen Künstler Libor Pislak und finanziell von einer großen Zahl von Sponsoren getragen, erweitert und verschönert werden.

2008 und 2009

2008 wurde an die Gemeinde Wilhelmsfeld der Vorschlag herangetragen eine Städtepartnerschaft mit Rizals Geburtsstadt Calamba einzugehen. Bürgermeister Hans Zellner und der Gemeinderat stimmten 2009 dieser Partnerschaft zu, die mit Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages am 07.Oktober 2011 im Rahmen einer Feierstunde im Rathaus Wilhelmsfeld, besiegelt wurde. Unterzeichnet wurde der Partnerschaftsvertrag durch die amtierenden Bürgermeister Hans Zellner und Herrn Joaquin M. Chipeco im Beisein zahlreicher Gäste aus Nah und Fern.

19. Juni 2010

Die im Frühjahr 1990 durch den Sturm Wibke zerstörte Erinnerungstafel für Rizal am evangelischen Pfarrhaus wurde ersetzt und am 19.Juni 2010, also 50 Jahre nach der ersten Enthüllung, noch einmal feierlich durch Lady Jane Mushake, der Vorsitzenden der „Ladies for Rizal“ enthüllt worden.

Juni 2016

Einweihungsfeier für den 2015/2016 neu gestalteten Rizal-Park. Aufgestellte Infotafeln zeigen Stationen des Lebens von Rizal du informieren über dessen Weggefährten in Europa